Über Jahrzehnte hinweg kannte der Brauerei-Boom in der Schweiz keine Grenzen. Die Anzahl der Brauhäuser stieg von 32 im Jahr 1991 auf 1.278 im Jahr 2021. Die Schweiz entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zum Land mit der höchsten Brauereidichte in ganz Europa.

Rückgang der Brauereien

Im Jahr 2022 gab es in der Schweiz erstmals weniger Brauereien als im Vorjahr, nämlich nur noch 1.179. Innerhalb eines Jahres sind fast hundert Brauhäuser vom Markt verschwunden, wie aktuelle Zahlen des Bundesamtes für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen.

Herausforderungen für kleine Brauereien

Die Mehrheit der Brauereien in der Schweiz sind kleine Bottleshops, die oft als Hobby betrieben werden und weniger als 500 Hektoliter pro Jahr produzieren. Über 90 Prozent der Brauereien gehören dieser Kategorie an und trugen maßgeblich zum Boom der Brauereien bei. Jetzt geraten sie hauptsächlich in die Defensive. Insbesondere die Preise für Rohstoffe wie Hopfen und Malz sind 2022 drastisch gestiegen. Die gleichzeitig gestiegenen Energiepreise verschärfen das Problem zusätzlich.

Mehr Konsum trotz des Rückgangs der Brauereien

Trotz der Schließungen ist die Bierproduktion in der Schweiz in der gleichen Zeit nicht zurückgegangen. Im Jahr 2022 wurde sogar mehr Bier produziert (3,68 Millionen Hektoliter) als in den beiden Vorjahren (3,4 Millionen Hektoliter). Der Bierabsatz ist im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken gestiegen, während der Konsum von Wein in den letzten Jahren stetig zurückging.

Bier beliebter als Wein

Die Veränderungen im Konsumverhalten haben maßgeblich zur Entwicklung der Brauereilandschaft in der Schweiz beigetragen. Während der Konsum von Wein rückläufig ist, erfreuen sich Bier und insbesondere Craft-Bier-Spezialitäten immer größerer Beliebtheit. Der Aufstieg der Craft-Brauereien und die Vielfalt an Biersorten haben die Bierlandschaft in der Schweiz bereichert. Trotz des Rückgangs der Brauereien bleibt die Schweiz ein Land mit einer blühenden Bierkultur und einer breiten Palette von Bierspezialitäten, die sowohl national als auch international Anerkennung finden.

Nach dem Ende des Bierkartells kam der Boom

Die Schweiz kann auf eine unvergleichliche Wachstumsphase zurückblicken, die dem Rückgang der Brauereien nach der Ära des Bierkartells folgte. Es war eine Vereinigung von Schweizer Brauereien, die ab 1935 bis 1991 den Biermarkt in der Schweiz beherrschte. Das Kartell bestand aus den größten und einflussreichsten Brauereien des Landes und hatte das Ziel, den Absatz, die Preise, die Qualität, die Rezeptur und das Angebot von Bier einheitlich zu kontrollieren.

Durch das Bierkartell wurden die Produktions- und Verkaufsbedingungen für Bier in der Schweiz stark reglementiert. Die Brauereien waren gezwungen, bestimmte Biermarken zu produzieren und zu bewerben, während andere Marken oder regionale Brauereien benachteiligt wurden. Die Preise wurden festgelegt, und es gab Beschränkungen für den freien Wettbewerb. Auch bei Etiketten, Verpackungen und Flaschen gab es umfangreiche Vorschriften und Verbote, um die Einheitlichkeit im Biermarkt sicherzustellen. Zum Beispiel durften Wirte ihre Biermarke nicht frei wählen, sondern wurden gezwungen, bestimmte Marken auszuschenken.

Das Bierkartell geriet in den 1970er und 1980er Jahren zunehmend unter Druck. Es stand in der Kritik, da es den freien Wettbewerb einschränkte und Innovationen im Biermarkt verhinderte. 1991 zusammen gab es in der Schweiz noch 32 Brauereien.

Der Zusammenbruch des Kartells führte zu einem Aufschwung der Brauereiszene in der Schweiz und ermöglichte eine größere Vielfalt an Biersorten und Brauereien. Seitdem hat sich die Bierlandschaft in der Schweiz stark verändert, mit einem Boom von Craft-Brauereien und einer breiten Palette von Bierspezialitäten.

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